A mostly pictorial blog about the day to day life in our beautiful Oasis - El Rio De Aguas, Almeria, Spain.
Sunday, 11 February 2018
Interview - In German
Sorry for the lack of photos since September. I will make more postings. For now I attach an interview I gave in Bonn.
http://www.schattenblick.de/infopool/buerger/report/brri0170.html
INTERVIEW/170: Naturbegriffe - Fehlverteilung mitverklagt ... David Dene im Gespräch (SB)
Der internationale Aktivist David Frederick Dene lebt im EcoVillage Los Molinos, das an der Quelle des Flusses Del Rio Agua in der südspanischen Provinz Almeria liegt.
Das selbstverwaltete und auf relative Autarkie zielende Dorf ist nicht an die öffentliche Elektrizitäts- und Wasserversorgung angeschlossen. Der notwendige Strom wird mit Solarzellen erzeugt, und Quellwasser wird in einem großen unterirdischen Gewölbe gesammelt. Doch nicht nur die Existenz dieser Gemeinschaft sozialökologischer AktivistInnen ist durch den Wassermangel bedroht, sondern in der ganzen Region herrscht Notstand bei der Wasserversorgung.
Dene kämpft seit 2014 gegen die Wasserknappheit in dieser landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Region Andalusiens und hat dazu die Kampagne Ecocide el Rio de Aguas ins Leben gerufen. In der arte Dokumentation "Kampf ums Wasser: Olivenanbau extrem in Andalusien" [1] klärt der Aktivist über das Problem auf, das er vor dem International Rights of Nature Tribunal am 7. November 2017 präsentierte und detailliert beschrieb[2]. Das Tribunal bewertet den Fall des Wassermangels in Almeria als Verstoß gegen die Rechte von Mutter Erde. Am Rande beantwortete er dem Schattenblick einige Fragen, die in die Problematik einführen.
David Frederick Dene
Foto: © 2017 by Schattenblick
Schattenblick (SB): Herr Dene, was ist die Hauptursache für den Wassermangel in der Provinz Almeria?
David Dene (DD): Das Wasser wird überausgebeutet. Unser Aquifer, von dem wir abhängen, wird von agroindustriellen Akteuren angezapft, die sechs Millionen Olivenbäume in der Region bewirtschaften.
Schattenblick (SB): Als große KonsumentInnen in Spanien produzierter Feldfrüchte verbrauchen wir natürlich auch hierzulande viel spanisches Wasser.
David Dene (DD): Ganz bestimmt sogar. In unserer Region werden etwa 30.000 Hektar als sogenannte Plasticos bewirtschaftet, also mit Plastikplanen, die die Funktion von Gewächshäusern haben, bedeckte Felder.
SB: Wieviel virtuelles Wasser befindet sich in einem Liter Olivenöl respektive einem Kilo Oliven?
DD: Ich kann Ihnen nicht die genaue Zahl sagen, aber ich weiß, daß sechs Millionen Olivenbäume täglich 60.000 Tonnen Wasser verbrauchen.
SB: Warum ist es für Spanien so wichtig, eine derartig intensiv wirtschaftende Agroindustrie zu unterhalten?
DD: Es ist wichtig für die Provinz Almeria. Traditionell war es eine der ärmsten Provinzen Spaniens, und es ist die einzige semiaride Zone in Westeuropa. An manchen Stellen ist das Klima sogar arid, wie etwa in der Wüste Tabernas. Man kann die Landschaft in Western sehen. So wurde The Good, The Bad and The Ugly mit Clint Eastwood dort gedreht.
In den 1970er Jahren begann das Franco-Regime mit einem Testgelände von 200 Hektar, bei dem die Plasticos verwendet wurden. Ich glaube, daß diese Technologie aus Israel kam. Das Gebiet dehnte sich immer mehr aus, jetzt haben wir 30.000 Hektar, und viele Aquifere in der Provinz Almeria werden übermäßig angezapft. Wir haben insgesamt ein Defizit von 151 Kubikhektometern bei 100 Kubikhektometern Reserven in allen Aquiferen. Für eine Ernte superintensiv angebauter Oliven werden sechs Millionen Bäume bewässert, dazu bedarf es 27 Kubikhektometer. Der Mangel ist akut.
Wir sind von einer Katastrophe bedroht, die Situation ist sehr kritisch. Hinter uns steht die Universität Almeria mit Professor Jose Maria Calaforra. Er schlug 2014 Alarm mit der Ankündigung auf einem lokalen Fernsehsender, daß diese Olivenbäume das Ende des einzigen ganzjährig Wasser führenden Flusses in Almeria, El Rio de Aguas, also "Fluß des Wassers", bedeuten.
Der Fluß ist für Almeria unverzichtbar. Er ist die Lebensgrundlage für einzigartige, nur dort vorkommende Tier- und Pflanzenarten. Er trocknet bereits aus, doch wenn wir seine Nutzung fortsetzen, wird er vollständig trockenfallen. Es gibt Bereiche im Fluß, die noch niemals ohne Wasser waren, doch jetzt trocken sind. Meiner Ansicht nach haben wir noch ein Jahr, bevor ein unumkehrbarer Ökozid stattfindet, ein Verfall der Ökologie der ganzen Region, weil die Kette des Lebens unterbrochen wurde.
SB: Inwiefern unterstützt die EU die Landwirtschaft der Region beziehungsweise reguliert sie?
DD: Die EU hat Geld für die Agenda 21 gegeben, mit der nachhaltige Landwirtschaft gefördert wird. Offensichtlich bestehen, wissentlich oder nicht, große Mißverständnisse zwischen der Europäischen Union und den für die Common Agricultural Policy (CAP) in Andalusien zuständigen Ministern. Wir hatten Gelegenheit, uns direkt in die laufenden politischen Prozesse einzubringen. Ich begann, Nachforschungen zu diesen Subventionen anzustellen, doch das wurde abgeblockt. Jose Maria Calaforra hat ebenfalls versucht, an Informationen heranzukommen. Der Präsident der Ecologists of the Mediterranean Group (Grupo Ecologista Mediterraneo) versuchte ebenfalls, etwas darüber herauszufinden, und es kam absolut nichts dabei heraus. Unsere Bemühungen führten in eine Sackgasse, und das, obwohl eine Katastrophe stattfindet. Diese Subventionspolitik bringt Tod und Zerstörung hervor.
SB: Inwiefern spielt die Ausbeutung unterbezahlter migrantischer Arbeit in dieser Entwicklung eine Rolle?
DD: Beim Anbau von Gemüse trifft das zu, dort erhalten einige Menschen einen Lohn von nur drei oder vier Euro die Stunde. Wir sprechen von Schwarzarbeit, weil keine Arbeitsverträge abgeschlossen werden. Es gibt neue Arbeitsrichtlinien, nach denen schon für eine Stunde Arbeit ein Vertragsverhältnis eingegangen wird. Das bedeutet, eine Stunde wird gesetzeskonform gearbeitet, die folgenden acht Stunden werden weit geringer mit Schwarzgeld entlohnt.
SB: Würde diese Art von Landwirtschaft noch Ertrag bringen, wenn es einen regulären Mindestlohn gibt und dieser auch bezahlt würde?
DD: Dieses "wenn" trifft für Almeria nicht wirklich zu. Nein, denn Marokko produziert nun große Mengen Früchte und Gemüse. Sie haben mehr Wasser und werden von der EU wie den USA unterstützt. Es ist eine wirklich schwierige Situation in Almeria.
SB: Sie erwähnten eine Demonstration letzte Woche in Almeria. Wie ist der Grad der Mobilisierung?
DD: Es bewegt sich etwas. Ich bin seit 2014 auf diesem Feld aktiv, und es war anfangs, als ob man große Steine den Berg hochschiebt. Wir sind vermutlich auf dem Gipfel angekommen, jetzt fangen die Steine an, von selbst ins Tal zu rollen. Immer mehr Menschen in der Hauptstadt Almeria fangen an zu verstehen. Auf dem Land sind die Brunnen der Menschen trocken, die Dörfer verwaisen, es gibt keine Möglichkeit zu leben, weil es kein Wasser gibt. Es ist so schlimm, wie es sich anhört, es ist wirklich eine besorgniserregende Situation. In den Worten des Präsidenten der Ecologists of the Mediterranean Group stehen wir aufgrund der Überausbeutung der Wasserressourcen kurz vor dem Ende aller sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region. Das erzeugt Bedingungen wie in der Wüste, und wo kein Wasser ist, ist kein Leben. Menschen können nicht überleben, die Natur kann nicht überleben, nichts kann überleben.
SB: Herr Dene, vielen Dank für diese eindrücklichen Worte zur Situation in Almeria.
Erschreckendes über den Wassernotstand in Almeria aus erster Hand
Foto: © 2017 by Schattenblick
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